Unser Körper beheimatet unser ganzes Wesen; Aufrichtung, Bewegung, Wahrnehmen, Fühlen und Denken sind in uns eng miteinander verwoben. Auf der Erkenntnis und Erfahrung basierend, dass Bewegung die Grundlage aller menschlichen Entwicklungsprozesse ist, hat Moshé Feldenkrais (1904-1984) die Feldenkrais Methode entwickelt. Die Feldenkrais Methode setzt beim Lernprozess an
und berührt uns als Ganzes.
Feldenkrais befragt das Nervensystem
Unser Nervensystem vermittelt zwischen uns und unserer Umwelt. Es bildet uns als einzigartige Individuen ab und zugleich auch als Teil einer langen Geschichte des Lebendigseins auf diesem Planeten. Es zeigt Spuren unserer ganz persönlichen Geschichtlichkeit und unserer frühkindlichen Entwicklung und gleichzeitig Spuren unserer Zugehörigkeit zur Gattung Mensch und noch weiter zurückreichend, Spuren des Affen und des Fisches in uns.
Die Feldenkrais Methode knüpft auf beiden Ebenen an: Mit Neugier die höchst individuelle Ausprägung erforschend – so, wie sie sich im Moment zeigt – und klärend durch den Rückgriff auf ganz basale vorindividuelle Bewegungsmuster.
Mit Feldenkrais Gewohnheiten in Bewegung bringen
Gewohnheiten schenken uns Stabilität in einer sich ständig verändernden Umwelt. Sie ermöglichen es uns, effizient und ohne viel Nachdenken zu handeln. Gewohnheiten können uns aber auch blind werden lassen, uns selbst und unserer Umwelt gegenüber.
Der Abgleich mit unserer Umwelt geht immer mehr verloren. Unsere freie Beweglichkeit und Anpassungsfähigkeit lassen nach. Unsere Gewohnheiten beginnen ihren ursprünglichen Sinn zu verlieren und wir fangen an, uns in ihnen zu verstricken. Oder wir übertragen Gewohnheiten von einer Situation in eine andere, in der sie nur bedingt angebracht sind.
Lernen schafft Gewohnheiten. Lernen lässt uns alte Gewohnheiten aber auch wieder über den Haufen werfen und neue ausbilden, die es zu einem späteren Zeitpunkt vielleicht wieder zu überdenken gilt. Lernen ist ein Prozess. Lebendiges Lernen bedeutet, immer wieder neu zu überprüfen, untauglich Gewordenes loszulassen und Nützliches zu bergen und zu verfeinern. Das Lebendige als Werdendes ist sich selbst gleich und gleichzeitig ständig in Veränderung.
Die Feldenkrais Methode bringt stehen- und steckengebliebene Lernprozesse von neuem in Bewegung. Auf allen Ebenen. Wir haben die Chance, uns weiterzuentwickeln.
Lernen ist von jedem Punkt aus möglich
Die Feldenkrais Methode gibt uns und unserem Nervensystem Informationen über uns selbst zurück und wirkt so unserer Blindheit durch Gewohnheit entgegen. Durch die Verlangsamung vertrauter Bewegungen erkennen wir, was wir tun und stossen zugleich auf das Unbekannte im Bekannten. Hier werden neue Möglichkeiten erfahrbar.
Der erste Schritt ist es, wahrzunehmen, was ist. Und «wenn wir wissen, was wir tun, haben wir die Freiheit zu tun, was wir tun wollen», wie Moshé Feldenkrais schreibt. Der erste Schritt ist es, ein Ausgangspunkt zu sein. Und von jedem Punkt aus ist Lernen möglich.
Mit Feldenkrais zu einer beweglichen Stabilität. Aufgerichtet, mit offenem Blick und freier Atmung, getragen von unserem Skelett. In jedem Moment bereit, uns in alle Richtungen zu bewegen. Tief entspannt. Hellwach. Voll da. Effizienz nicht durch mehr Kraftaufwand und mehr Anstrengung. Effizienz durch die Kunst, nichts Unnötiges zu tun.
Weitere Informationen:
Schweizerischer Feldenkrais Verband